Shakespeares Sonette & die Tagebücher von Samuel Pepys
Zum 450. Geburtstag von William Shakespeare
Mit Rachel Matter, Rea Claudia Kost und Daniel Fueter
Regie Christoph Leimbacher
Eine Koproduktion mit dem sogar theater
Premiere 23. September 2014, Theater im Waaghaus, Winterthur
Premiere 16. Oktober 2014, sogar theater, Zürich
Derniere 4. Juni 2016, Zimmer-Theater Ariane, Winterthur
Schauspiel/Gesang: Rachel Matter
Gesang/Schauspiel: Rea Claudia Kost
Musikalische Leitung/Pianist: Daniel Fueter
Regie: Christoph Leimbacher
Textfassung/Dramaturgie: Johannes Rieder, Christoph Leimbacher
Produktionsleitung: Jordi Vilardaga
Öffentlichkeitsarbeit: Marie-Louise Michel
Licht: Li Sanli
Technische Mitarbeit: Steffi Keller
Gestaltung Print: Gabi Huber
Administration: Astrid Wittinghofer
Eine musikalisch-theatralische Zeitreise ins London des 17. Jahrhunderts entlang der Tagebücher von Samuel Pepys (1633-1703), verbunden mit den Sonetten von William Shakespeare.
Hereinspaziert, hochverehrtes Publikum!
Hören, sehen und staunen Sie. Fürchten und beobachten Sie die Pest und den grossen Brand von London. Geniessen Sie den Gesang der Nachtigall, während ringsum die Aprilnebel aufsteigen und die Sonne durchbricht. Erfreuen Sie sich an der ersten Orange Ihres Lebens, entdecken Sie die Muskatnuss, die Trauben und Melonen. Lauschen Sie den poetischen Versen Shakespeares. In Ihrem Kopf entstehen fantastische Welten und Bilder. Garantiert.
Hereinspaziert, hochverehrtes Publikum! Auf die Plätze bitte!
Zwei Autoren. Zwei Darstellerinnen. Ein Pianist. Ein paar hundert Figuren, ein paar hundert Jahre vor unserer Zeit. Keine Erklärungen und eine Liebeserklärung an das Dasein.
Samuel Pepys (1633–1703): Die Tagebücher 1660–1669
Vollständige Deutsche Erstausgabe in 9 Banden im Haffmans Verlag bei Zweitausendeins
William Shakespeare (1564–1616): Sonette
Deutsch von Christa Schuenke/Walliserdeutsch von Markus Marti
Lieder
Seyn oder nicht Seyn
Musik: Hans Georg Nägeli (1773–1836)*/Text: Shakespeare, Hamlet
The King Must Die
Elton John (*1947)/Bernie Taupin
Lied des transferierten Zettel
Hugo Wolf (1860–1903)/Shakespeare, Ein Sommernachtstraum
Sonett 24
Remembrance
Christian Friedel (*1979)/Philipp Makolies**/Shakespeare, Sonett 24
Arie des Romeo
Vincenzo Bellini (1801–1835) aus «I Capuletti e i Montecchi»/Shakespeare, Romeo und Julia
Song Of The Clown Nr. 5
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)/Shakespeare, Was Ihr wollt
Sonett 22
When Daisies Pied
Thomas Arne (1710–1778)*/Shakespeare, Verlorene Liebesmüh
Sonett 110
Sonett 81
Sonett 34 und 35
Willow Song
Traditionell/Shakespeare, Othello
Excellent Discourse (2.4.1664)
Edward Rushton (*1972)/Samuel Pepys
Kom nu hit, Död!
Jean Sibelius (1865–1957)/Shakespeare, Was Ihr wollt
Trinklied
Franz Schubert (1797–1828)/Shakespeare, Antonius und Kleopatra
>Pause
Beauty Retire
Samuel Pepys*/William Davenant (1606–1668), The Siege of Rhodes
Horatios Monolog
Hanns Eisler (1898–1962)/Shakespeare, Hamlet
Lied der Ophelia 1
Johannes Brahms (1833–1897)/Shakespeare, Hamlet
Chanson d’Ophélie
Ernest Chausson (1855–1899)/Shakespeare, Hamlet
Lied der Ophelia 3
Johannes Brahms (1833–1897)/Shakespeare, Hamlet
Lied der Ophelia 3
Richard Strauss (1864–1949)/Shakespeare, Hamlet
Ophelia
Robbie Robertson (*1943)**
Chant D’ariel 2
Arthur Honegger (1892–1955)/Shakespeare, Der Sturm
Sonett 128
Sonett 43
Sonett 43
Rufus Wainwright (*1973)
Live With Me
Annie Lennox (*1954)*/Christopher Marlowe (1564-1593)
Sonett 57
Fancy
Francis Poulenc (1899–1963)/Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig
Sonett 66
Sonett 66
Dmitri Shostakovich (1906–1975)
Sunnyday Rap
Devon Glover**/Shakespeare, Sonett 18
She Never Told Her Love
Joseph Haydn (1732–1809)/Shakespeare, Was Ihr wollt
It Was A Lover And His Lass
Thomas Morley (1557/8–1602)*/Shakespeare, Wie es Euch gefällt
*arrangiert von Daniel Fueter ǀ **arrangiert von Philip Bartels
Dass ein Buch wie das Tagebuch von Samuel Pepys überhaupt existiert, ist im Grunde ganz unbegreiflich. Ein rares Wunderwerk.
Robert Louis Stevenson
SAMUEL PEPYS (1633–1703) war Staatssekretär im englischen Marineamt, Präsident der Royal Society und Abgeordneter des englischen Unterhauses. Der Öffentlichkeit wurde er bekannt, nachdem 1818 in «seiner» Bibliothek in Cambridge seine 3100 Seiten umfassenden Tagebücher entdeckt worden waren.
Erfolgreicher, kluger Geschäftsmann, der die schmutzigen und weniger schmutzigen Tricks spielend beherrscht, sein Reichtum vermehrt sich innerhalb weniger Jahre um ein Vielfaches, seine ausserehelichen Affären lassen sich nicht zählen.
Das Interesse an Politik und Wirtschaft ist genauso gross wie das Interesse an Klatsch und Tratsch, an Mode, Kunst, Wissenschaft und Theater, Stimmungen im Volk, Speiseplänen und vielem mehr.
1665 erlebt und überlebt er die Pest von London, ein Jahr später den grossen Brand.
Der besondere Reiz dieses Werks besteht darin, dass sein Autor seine Beobachtungen unverfälscht und frei von politischen wie privaten Rücksichten detailliert in seinen Tagebüchern beschreibt und damit eines der wichtigsten Dokumente seiner Zeit hinterlassen hat.
Das Werk von WILLIAM SHAKESPEARE (1564–1616), war zu Lebzeiten von Samuel Pepys überaus verbreitet und populär. Dennoch war das Verhältnis von Pepys zu Shakespeare ambivalent: während er dem Dramatiker Shakespeare durchaus kritisch gegenüber stand, verehrte er den Dichter und den Verfasser der Sonette aufs äusserste.
Zu Shakespeares 450. Geburtstag folgen wir Herrn Pepys und konzentrieren uns auf die Sonette, die bei uns ja längst nicht so allgegenwärtig wie die Theaterstücke sind, obwohl kein Werk der Weltliteratur – ausser der Bibel – häufiger ins Deutsche übersetzt worden ist als die Sonette von William Shakespeare, darunter auch in Dialekte und in annähernd 80 weitere Sprachen (übrigens auch in Esperanto und Klingonisch).
Die Musik in «Orangen, Liebe Pest & Feuer» ist eine Collage aus vielfältigsten Elementen aus sechs Jahrhunderten, von Zeitgenossen Shakespeares bis zu Elton John und Annie Lennox. Dabei geht es nicht um historisch informiertes Musizieren, sondern um ein farbiges Kaleidoskop musikalischer Annäherungen an Shakespeare.
Die Sonette fügen sich als Lieder und Texte in die Tagebuchaufzeichnungen ein, als eigenständige Texte in einen eigenständigen Text, die sich gegenseitig ergänzen und bedingen. Ein einheitliches Bild kann dabei nicht entstehen: zu vielschichtig, rätselhaft und schimmernd ist der Tagebuchschreiber Samuel Pepys, zu global die Gültigkeit von Shakespeares Sonette.